Hallo,

wir fahren ein paar Tage nach London. Da gibt es salsamäßig ja fast zu viel, um sich zu entscheiden.

Habt Ihr Tipps, was man sich auf keinen Fall entgehen lassen soll?


Schönen Gruß

Hannes

@ venenorojo

Danke, das sieht gut aus!

Leon Rose werden wir ja wohl nicht antreffen, der ist dann gerade bei Euch in Stockholm
Viel Spaß dort übrigens!

Schönen Gruß

Hannes

Hallo,

hier ein kleiner Bericht, wie wir die Londoner Salsa-Szene erlebt haben:

Leider war ich schwer erkältet, so dass insgesamt die Power nur für an einem Tag für Salsa gereicht hat. Am Sonnabend sind meine Freundin und ich also mit Bussen und U-Bahn in Richtung Loughborough-Hotel losgezogen.

Wer das U-Bahn-System von London kennt (ich kannte es vorher nicht), weiss, dass dort dauernd irgend eine Bahnlinie ausfällt, durch Busse ersetzt wird, Stationen gesperrt sind, usw. Die Londoner ertragen das mit bewundernswerter Ruhe, es führte nur leider dazu, dass wir statt zum Schnupperkurs um 21:30 Uhr erst so um 22:15 Uhr da waren. Von weitem sah das Gebäude schon mal vielversprechend aus, mit beleuchteten Kanten, Türmchen usw.. Allerdings fanden wir uns nach Betreten des Haupteingangs erst einmal in einem Pub wieder, das Salsa-Lokal befindet sich links und hat einen eigenen Eingang.

Dort war dann zum ersten Mal in meinem Leben Waffenkontrolle angesagt ... Beine breit, Arme auseinander und (fast) überall abklopfen lassen. Vermutlich hat sich meine Verwirrung in meinem etwas verwirrten Gesichtsausdruck gezeigt, denn der ziemlich große Türsteher meinte: "C'mon, ya know what that is." Nein, wusste ich bisher noch nicht - Bildungslücke. Meiner Freundin wurde dann noch die Wasserflasche aus dem Rucksack konfisziert (ha, erwischt ), und endlich durften wir nach Löhnung von 7 Pfund (EUR 10.50) pro Person rein.

Im ersten Tanzraum angekommen, bekamen wir gerade noch den Rest des Anfänger-Schnupperkurses von Ze Indio mit - ein lustiger kleiner Kerl, der mit Feldwebelstimme eine Merengue-Folge durchkommandierte. Bei unserem Eintreffen wurde erst einmal der Kurs unterbrochen und uns eine Bestellung an der Bar angedient ... danach gings weiter, allerdings ringsum inclusive Tanzlehrer ziemlich hüftsteif.

Es hielt uns nicht lange, und siehe da, in der oberen Etage waren die Fortgeschrittenen zu finden, in der Mitte der faszinierende Robert Charlemagne, bei dem N.Y.Style irgendwie kubanischer aussieht als Cuban Style bei den vielen anderen ...

Sei's drum, der Kurs war leider gerade vorbei, und wir tanzten uns erst einmal warm (kalt und nass war es in London, brr...), um dann den anderen etwas zuzuschauen. Es dauerte nicht lange, und auch meine Freundin wurde reihenweise aufgefordert, woraufhin ich dann auch fleissig meine Runde machen durfte .

Hmm ... kann es sein, dass mir kleine dicke schwarze Tänzerinnen liegen? Davon gab es eine ganze Reihe :)) und mit ihnen zu tanzen hat wirklich Spaß gemacht. Allerdings war deutlich zu merken, dass dort sehr viel N.Y.Style getanzt wird, denn sobald ich nach Erschöpfung meines Cuban-Repertoires mal die zwei (!) N.Y.-Figuren anbrachte, die ich inzwischen kann, wirkten die Frauen immer so, als würden sie jetzt eigentlich mehr davon erwarten ...

Was ist mir an Unterschieden zu Hannover aufgefallen? Zum einen leert sich die Tanzfläche dort nach jeden Tanz ziemlich, ein Zeichen dafür, dass viel gewechselt und neu aufgefordert wird.

Dann war dort gut Platz, und das N.Y-System (jedem sein Handtuch) funktioniert ziemlich gut und blessurenfrei. Ausserdem war die Lautstärke der Musik für meinen Geschmack genau richtig und nicht, wie bei uns leider oft, bis über die Schmerzgrenze aufgedreht.

Andererseits, und das hat mich erst einmal erstaunt, wird in Hannover mehr gelacht und sich beim Tanzen gefreut, zumindest so weit ich es beobachten konnte. Möglicherweise liegt das mit daran, dass es bei uns anteilig wesentlich mehr Latinas und Latinos gibt als in der Londoner Szene. Das mag wiederum seine Ursache mit darin haben, dass England und Spanien früher mal Erbfeinde waren und der Anteil der Einwanderer aus den eigenen Kolonien wesentlich höher, die aus den ehemaligen spanischen und portugisischen Kolonien aber niedriger ist.

Jedenfalls habe ich dort relativ viele Paare gesehen, die "miteinander, aber nicht unbedingt füreinander" tanzten. Aber vielleicht ist das auch nur so ein Steckenpferd von mir ...

Auch habe ich immer etwas Schwierigkeiten, die Ästethik eines Tanzes zu genießen, wenn der Mann zwar die Frau in die tollsten Drehungen führt, selbst aber dabei vornübergebeugt steht wie ein Fragezeichen und permanent in Richtung Fußboden schaut. Auch davon gab es eine ganze Menge. Muss das so sein? Die (meisten) Frauen machen das doch auch nicht ...

Das andere, was mir auffiel, war die relativ schäbige Innenausstattung des Lokals, die in einem gewissen Kontrast zur Fassade steht. Aber dieser Gegensatz war mir schon in unserem Hotel aufgefallen und scheint fast typisch für London zu sein - das Hotel hatte einerseits eine angestrahlte klassizistische Fassade, eine Marmorempfangshalle mit allem Schnick und Schnack, Mahagonitische und Breitbandfernseher in der Lobby. In den Winz-Zimmern dafür aber dann andererseits herunterhängende, löchrige Tapeten, abgestoßene muffige Teppichböden, fleckige Zimmerdecken und eine Küche, aus der beim Frühstück eine streichholzschachtelgroße Schabe herausgelaufen kam ...

Vielleicht entwickelt man ja in einem so traditionsbewussten Land, in dem man zwischen verstaubten Schlössern und Antiquitäten aufwächst, eine gewisse Resistenz gegenüber dem allgegenwärtigen Dreck - und die Peke war auch im Loughborough-Hotel nicht zu übersehen. Wände, Treppengeländer, Toiletten - wenn man irgend etwas anfasste, klebte man schon halb fest :rolleyes:. Mir persönlich macht das nicht viel aus, denn ich habe auch nicht gerade den Putzfimmel. Aber wenn sich jemand mal fragen sollte, warum ausgerechnet die Cuabar in Hannover so eingeschlagen hat: Besonders Frauen gehen halt gerne an einen Ort, der trotz einer exotischen Atmosphäre eine gewisse Sauberkeit ausstrahlt ...

Naja, wir waren bis 2 Uhr nachts da, und insgesamt war es sehr nett und interessant. Besonderer Vorteil von London: Spezielle Nachtbusse fahren bis ca. 5 Uhr morgens, so dass wir ziemlich zügig wieder ins Hotel zurück kamen.


Schönen Gruß

Hannes

@ venenorojo

Das freut mich, dass dir trotz allem das Loughborough-Hotel gefallen hat...

Ja. Alles in allem war es ein tolles Erlebnis, und ich würde jederzeit wieder hingehen.

Robert Charlemagne ist echt der Hit...

Wahr gesprochen

Wobei ich es natürlich seltsam finde, dass unten wohl ein Pub war, denn als ich da war, gab es noch drei benutzbare Tanzflächen...

Die gibt es immer noch, der Pub hat einen eigenen (den Haupt-) Eingang.

Naja, wie auch immer... Ich hoffe, Euch zwei Hübschen diesen Samstag bei der großen Halloween-Salsa-Party im Excelsior anzutreffen...

Aber hundertprozentig - mein Kostüm steht schon

Schönen Gruß

Hannes